Interviews mit Markus Gallesdörfer (Rektor) & Andreas Kunert (kommissarische Vertretung der Schulleitung)

von Daniel Walther

Wie steht es um die Personalsituation an Lehrkräften?

Wie steht es um die Personalsituation an Lehrkräften?

Die Situation rund um Covid-19 hat die Personalsituation noch einmal deutlich erschwert. Schwangere Lehrkräfte fallen für den aktuellen Unterricht aus, hinzu kommen immer wieder erkrankte Lehrer oder Lehrer in Quarantäne. Diese Ausfälle müssen vom restlichen Lehrerkollegium aufgefangen werden, was in diesem Umfang nur bedingt möglich ist. Völlig unverständlich und nicht realisierbar ist der Umstand, dass im Quarantänefall Schülerinnen und Schüler nach dem fünften Tag mit einem negativen Coronatest wieder in die Schule kommen dürften, die Lehrkraft aber die volle Quarantänezeit zu Hause bleiben muss. Mit dem Problem, wie die Schüler dieser Klasse betreut werden sollen, lässt man die Schulen alleine. Der Distanzunterricht erfordert vom Kollegium ein noch höheres Maß an Aufgabenvielfalt und Einsatz, da man vormittags und nachmittags sowohl als stetiger Ansprechpartner der Eltern und Schüler fungiert als auch den Unterricht planen und auf vielfältiger, analoger und digitaler Weise bereitstellen und lehren muss. Die Schülerinnen und Schüler werden also von der Lehrkraft je nach Bedarf auf unterschiedlichen Kanälen (Telefon, Email, MS Teams, Padlet usw) mit Lehr- und Lernmaterial versorgt. Da auch die zusätzliche Notbetreuung mit Lehrkräften besetzt wird, ist es nicht immer einfach eine Lösung zu finden, wobei man in der Notbetreuung erfreulicher- und dankenswerterweise auf die Kollegen der OGS zurückgreifen kann. Es gilt also trotz der angespannten Personalsituation einen Spagat zwischen Notbetreuung und Distanzunterricht hinzubekommen.

Wie gelingt die digitale Weiterbildung der Lehrkräfte?

Als es im März 2020 zur ersten Schulschließung kam, wurden alle Lehrkräfte ins kalte Wasser geworfen und standen plötzlich vor einer Situation, wie man sie nie zuvor gekannt hatte. Dabei wurden anfangs die Versäumnisse der vergangenen Jahre hinsichtlich der Digitalisierung des Schulwesens offenkundig. Seither hat sich jedoch einiges getan. In den vergangenen Monaten haben sich sowohl die Schulen als auch die Lehrer enorm weiterentwickelt. Dies lag einerseits in Eigenverantwortung und -initiative, da Lehrkräfte digitale Fortbildungen zu verschiedenen Themen wahrgenommen haben, andererseits bot auch die Schule immer wieder schulinterne Fortbildungen an, um vor allem Grundkenntnisse in Microsoft Teams zu vermitteln. Das Edlinger Lehrerkollegium unterstützt sich hierbei in vorbildlicher Weise in vielen Bereichen gegenseitig und bringt sich so gegenseitig voran. Auch wenn es immer noch zu gelegentlichen Problemen im Umgang mit verschiedenen Medien kommt, hat sich in den letzten Monaten sehr viel getan und die Schule befindet sich auf einem guten Weg. Angeknüpft werden muss hierbei jedoch bereits in den weiterführenden Schulen und an den Universitäten, um ein hohes Maß an Medienkompetenz in der Ausbildung zu schaffen.

Wie ist die Ausstattung der Schule hinsichtlich Medien und Hygienebedingungen?

Die Edlinger Franziska-Lechner-Schule kann sich über eine tolle Ausstattung in vielerlei Hinsicht erfreuen. Allen voran sind dabei die digitalen Möglichkeiten an der Schule hervorzuheben. So ist im gesamten Schulhaus WLAN verfügbar und jeder Schüler sowie Lehrer wurde frühzeitig und weit vor Corona mit einem Microsoft 365-Paket ausgestattet. Zudem sind die PCs in den Computer- und Klassenräumen auf dem neuesten Stand, wodurch für Schüler und Lehrer sowohl Zuhause als auch in der Schule bestmögliche Voraussetzungen für den schulischen Alltag geschaffen wurden.

Doch auch der neuen Herausforderung entgegnet die Edlinger Grund- und Mittelschule mit Bravour und konnte durch die Unterstützung des Bürgermeisters Matthias Schnetzer und der Gemeinde schnellstmöglich reagieren. So wurden zur Wiederaufnahme des letzten Schuljahrs Plexiglasscheiben in jedem Klassenraum gestellt, die Lehrer mit Mund-Nasen-Schutzmasken ausgestattet und mittlerweile befinden sich in jedem Raum auch CO2-Messgeräte, um für bestmögliche Luftverhältnisse zu sorgen. Zusätzlich befinden sich im gesamten Schulhaus Desinfektionsmittelspender.

Auch für die Schülerinnen und Schüler wird versucht, den Bedarf an mobilen Endgeräten zu decken, so bietet sich für Familien die Möglichkeit, z.B. einen PC von der Schule auszuleihen. Allerdings ist das Kontingent hier vorerst begrenzt und die Neuanschaffung verzögert sich aufgrund der aktuellen Lage vermutlich noch bis in den März.

Was wird von der Politik erwartet?

Von Seiten der Politik wäre es allen voran wünschenswert, dass die Informationen zuerst an die Schulen weitergegeben werden, bevor sie in den Medien zu lesen sind und diese auch frühzeitig kommen. So war es auch zum Start des aktuellen Distanzunterrichts beinahe unmöglich, eine konkrete Notbetreuung einzurichten, da eine Abfrage der Notwendigkeit zeitlich nicht mehr möglich war. Auch die Lehrkräfte hingen bis zum Ende der Ferien in der Luft und konnten den Unterricht nur bedingt vorbereiten, da erst sehr spät kommuniziert wurde, wie dieser stattfinden soll. Ebenso kritisch werden die medialen Versprechen der Politik gesehen. Den Ankündigungen der Politik zur Finanzierung von z.B. Leihgeräten folgen oft hohe bürokratische Hürden. So muss ein Gerät z.B. ganz exakten technischen Vorgaben entsprechen, um förderfähig zu sein. Zusätzlich sollten diese Ressourcen nicht nur aufgrund der aktuellen Situation bereitgestellt werden, sondern ein generelles Umdenken hinsichtlich des finanziellen Rahmens für schulische Zwecke stattfinden, so dass dies auch nachhaltig geschieht. Ein großes Problem, das auf die Städte und Gemeinden noch zukommen wird, sind die Folgekosten der Geräte und Netzwerke, die nun entstehen. Netzwerke werden immer komplexer, die Anzahl der Endgeräte wächst enorm. Damit einher geht auch ein riesiger Aufwand für die Wartung. Wer für den Ersatz dieser Geräte in einigen Jahren aufkommen soll, steht auch noch in den Sternen.

Was unterscheidet den Distanzunterricht vom herkömmlichen Unterricht?

Der Distanzunterricht lässt sich dadurch beschreiben, dass der Unterricht nicht im Schulhaus stattfinden kann, sondern auf digitale Weise vollzogen wird. Hier bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten, die von den Lehrkräften auch in unterschiedlicher Weise bedient werden, um allen Schülern gerecht zu werden. Die Schüler erhalten die Materialien der Unterrichtswoche in gedruckter oder digitaler Form und werden durch Tagespläne, Erklärvideos oder Videokonferenzen bei ihrem Lernen unterstützt. So können die Lerninhalte auf bestmöglichem Weg vermittelt werden. Trotz des großen Engagements der Lehrkräfte kann dies alles jedoch nicht die soziale Ebene auffangen, die durch die Distanz verlorengeht. So fehlt den Schülern natürlich der Austausch mit den Klassenkameraden oder die gemeinsame Arbeit an Forscheraufträgen und Projekten. Und auch wenn der Lehrer stets erreichbar ist und alles für eine gute Beschulung gibt, fehlt auch die direkte Interaktion mit dem Lehrer, sowohl in Form von Mimik und Gestik als auch als anwesenden Begleiter des Lernwegs.

Wie steht es um Prüfungen und Lehrplaninhalte?

Die Lehrplaninhalte können im Distanzunterricht mit Sicherheit nicht so gewährleistet werden wie im herkömmlichen Unterricht, auch wenn die Lehrer alles daransetzen. Der Fokus muss hierbei auf die Kern- und Sachfächer gelegt werden. Besonders im Hinblick auf das nächste Schuljahr muss hier von der Politik  eine Anpassung des Lehrplans erfolgen.

Hinsichtlich des Übertritts oder des Mittelschulabschlusses brauchen sich die Eltern und Schüler jedoch keinerlei Sorgen machen. Die elementaren Inhalte werden den Kindern vermittelt, um ihnen alle Bildungschancen zu ermöglichen. Man erhoffe sich jedoch besonders im Hinblick auf die Prüfungen der Mittelschule ein Entgegenkommen der Bildungspolitik, so dass manch prüfungsrelevante Themen gestrichen bzw. eingegrenzt werden oder den Lehrern eine Auswahl an möglichen Prüfungsaufgaben bereitgestellt wird, um diese adäquat für ihre Lerngruppe auszuwählen, so wie es aktuell schon bei den Aufgaben der Mathematik-Prüfung gehandhabt wird.

Abschließende Worte des Rektors Markus Gallesdörfer

Zu guter Letzt gilt es neben dem bereits Gesagten ein großes Lob an die Schülerschaft auszusprechen. Bereits die schwierigen neuen Anforderungen im normalen Unterricht schulterten die Schüler mit Bravour und auch die Arbeit im Distanzunterricht wird von den Schülern beeindruckend angenommen. Die Lehrkräfte erfreuen sich im Distanzlernen immer einer großen Beteiligung und auch die Umsetzung der Arbeitsaufträge erfolgt von den Schülern sehr gewissenhaft. Gerade in solch schwierigen Zeiten in Schule und Gesellschaft erfüllt es mich und alle Lehrkräfte mit Stolz, dass die Schülerinnen und Schüler der Franziska-Lechner-Schule ein solches Engagement an den Tag legen und diese außergewöhnliche Situation annehmen und das Bestmögliche daraus machen.

Zurück zur Newsübersicht